Der Gang unter die Dusche gehört für viele zur täglichen Morgenroutine. Dass es auch anders geht, machen Promis wie Brad Pitt und Julia Roberts vor. Sie verzichten auf häufiges Baden oder Duschen und sind damit Vorreiter eines Trends, der unter dem Schlagwort „Non-Bathing“ Karriere macht. Aus guten Gründen – für die Haut und die Natur.
Was ist Non-Bathing?
Morgens mit etwas Wasser den Schlaf aus den Augen waschen, Achselhöhlen und Intimbereich mit dem Waschlappen reinigen – fertig. Wer Non-Bathing („Nicht-Baden“) betreibt, duscht oder badet möglichst selten und gilt damit nicht mehr als Hygienemuffel, sondern als Trendsetter. Nicht nur, weil einige Hollywoodstars es vormachen, sondern auch, weil ein größeres Klimabewusstsein zum Warmwassersparen motiviert.
Ist tägliches Duschen gesund?
Laut einer Befragung duscht mehr als die Hälfte der Deutschen jeden Tag. Dabei geht es vielen nicht nur um Hygiene, sie möchten sich dadurch auch erfrischen oder entspannen. Unempfindliche Haut kann den täglichen Schauer verkraften, doch wer oft und lange duscht und sich von Kopf bis Fuß einschäumt, schädigt die natürliche Schutzbarriere seiner Haut. Der dünne Film aus Schweiß, Talg und nützlichen Mikroorganismen, der sogenannte Säureschutzmantel, hält die Haut geschmeidig und krankmachende Keime vom Körper fern. Wasser und Seife können jedoch das Hautmikrobiom vorrübergehend aus dem Gleichgewicht bringen und entfernen nicht nur Schmutz, sondern waschen auch körpereigene Fette ab. Das Ergebnis: Die Haut ist trocken, spannt und wird anfälliger für Rötungen und Juckreiz.
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Wie oft sollte man duschen?
Zur Häufigkeit des Duschens gibt es keine allgemeine wissenschaftliche Empfehlung, auch weil die Haut ganz individuell beschaffen ist und Belastungen durch Schweiß oder Schmutz unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich dürfte für die meisten Menschen etwa zweimal duschen pro Woche ausreichen. Gesicht, Achselhöhlen und Intimbereich sollten jedoch täglich gewaschen werden. Zudem ist auch eine gute Händehygiene wichtig, auch, um sich vor Infektionen zu schützen.
Welche Vorteile hat Non-Bathing für die Haut?
Vor allem Menschen mit trockener oder empfindlicher Haut könnten von einer reduzierten Waschroutine (Cleansing Reduction) profitieren, denn der natürliche Fettfilm, der die Haut vor äußeren Einflüssen schützt, wird so seltener abgetragen. Die Haut trocknet also weniger aus. Eine Studie deutet außerdem an, dass weniger Hygiene Allergien vorbeugen könnte: Jugendliche, die höchstens einmal pro Woche duschen oder baden, seien demnach besser vor manchen Allergien geschützt als diejenigen, die täglich unter die Brause steigen. Wissenschaftlich eindeutig sind die Zusammenhänge jedoch nicht.
Für wen eignet sich Non-Bathing?
Non-Bathing kommt für alle infrage, die viel Zeit drinnen verbringen und sich wenig bewegen, Büroangestellte zum Beispiel. Dermatologen empfehlen auch Kindern, nur wenige Male pro Woche zu baden oder zu duschen. Wer hingegen wegen Hitze oder körperlicher Aktivität stark schwitzt und privat oder beruflich Schmutz ausgesetzt ist, sollte sich häufiger abbrausen. Auch für Menschen mit fettiger Haut scheint Non-Bathing nicht geeignet zu sein, da sich Unreinheiten bei seltener Reinigung verstärken können.
Non-Bathing: Neun Tipps
Insgesamt gilt beim Duschen und Baden: weniger ist mehr. Empfehlenswert ist, sich nicht zu lange, nicht zu heiß und möglichst seifenfrei zu waschen. Diese Duschtipps tragen zur Gesunderhaltung der Haut bei:
- Duschhäufigkeit reduzieren: Bei Schmutz oder Schweiß auf der Haut ist waschen sinnvoll, der tägliche Gang unter die Brause ist normalerweise nicht nötig.
- Waschen statt duschen: Statt einer Ganzkörperdusche können Gesicht, Achselhöhlen und Intimbereich täglich mit einem Waschlappen und milder Seife gereinigt werden.
- Körperregionen unterschiedlich behandeln: Kopfhaut, Gesicht, Achseln, Intimbereich und Füße sind stark mit Schweiß-, Talg- oder Duftdrüsen besetzt und bedürfen mehr Reinigung als Arme und Beine.
- Nicht zu heiß duschen: Bei lauwarmem Wasser wird der natürliche Schutzfilm der Haut weniger stark beeinträchtigt.
- Duschzeit begrenzen: Ein paar Minuten reichen, um den Körper zu reinigen, und trocknen die Haut nicht so sehr aus.
- Hautneutrale Pflegeprodukte verwenden: Idealerweise haben Duschgels einen pH-Wert von 5,5 - wie der Säureschutzmantel der Haut. Der pH-Wert alleine macht aber noch kein gutes Reinigungsprodukt aus, denn auch Zusatzstoffe können der Haut schaden.
- Allergieauslöser meiden: Empfindliche Menschen sollten darauf achten, dass im Duschgel keine irritierenden Inhaltsstoffe enthalten sind.
- Auch mal ohne Seife duschen: Eine Erfrischungsdusche im Sommer oder nach dem Sport kommt gelegentlich ohne reinigende Produkte wie Seife oder Duschgel aus.
- Eincremen: Eine rückfettende Körpermilch kann trockene Haut nach dem Duschen unterstützen.
Wie viel Energie und Wasser lässt sich mit Non-Bathing sparen?
Die meisten Deutschen duschen einer Befragung zufolge drei bis sechs Minuten, jeder Zehnte benötigt länger als zehn Minuten. Bei einer Wassertemperatur von 38 Grad Celcius und einem Durchlauf von zehn Litern pro Minute verbraucht eine sechsminütige Dusche je nach Heizungsart durchschnittlich 2,7 Kilowattstunden Energie.
Geht man nur noch zweimal pro Woche unter die Brause statt jeden Tag, spart man im Jahr mehr als 15.000 Liter Wasser und gut 700 Kilowattstunden Energie, was etwa einem Fünftel des jährlichen Stromverbrauchs eines Zwei-Personen-Haushaltes entspricht. Nachhaltiges Duschen ist dabei nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern schont auch die Umwelt. Denn durch Non-Bathing gelangen weniger Mikroplastik und chemische Zusätze aus Duschgels oder Shampoos ins Grundwasser.
Was passiert, wenn man nicht mehr duscht?
- Der positive Effekt: Wird die Haut einige Tage nicht mit Wasser und Seife gewaschen, kann sich ihre natürliche Schutzschicht regenerieren.
- Die negativen Folgen: Schweißgeruch und fettige Haare. Non-Bathing bedeutet aber nicht, sich gar nicht mehr zu waschen. Das wäre auch nicht ratsam, denn abgestorbene Hautzellen und Schmutz sollten regelmäßig entfernt werden, damit es nicht zu Hautirritationen oder Infektionen kommt.
Es gilt also, den persönlichen Mittelweg zwischen zu viel und zu wenig Hygiene zu finden.