Körperhygiene
Selten duschen und baden: Ist das eklig oder gesund?
Von dpa-tmn, jb
Aktualisiert am 13.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Tschüss, Duschgel und Shampoo: Weniger duschen wird immer populärer. Warum der Körper nicht ständig eingeseift werden sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Diese Stars verzichten aufs Baden
- Pflege oder Schaden für die Haut?
- Stinkt man bei "Non Bathing"?
- Wer sollte "Non Bathing" ausprobieren?
- Wie oft sollte man duschen?
Es scheint ein weiterhin beliebter Trend zu sein: der Verzicht auf das tägliche Abbrausen. Sei es aus Gesundheits- oder aus Umweltgründen. Neuerdings kommt das Sparen von Kosten für Wasser und Strom hinzu.
Die These: Wer selten oder gar nicht mehr duscht, schont die natürliche Schutzbarriere der Haut, tut ihr Gutes und spart auch viel Wasser. Stars aus den USA geben sich als Vorreiter. Und auch in Deutschland wird der Trend "Non Bathing" immer populärer, wie zahlreiche Selbstversuche in den sozialen Netzwerken zeigen.
Hinzu kommt die Entwicklung durch die Corona-Krise: Weniger Events und das Homeoffice hätten dazu geführt, dass viele lockerer mit ihrem Styling umgegangen seien, erklärt die Analystin Yvonne Hornung vom Marktforschungsunternehmen Nielsen.
Diese Stars verzichten aufs Baden
Der Trend "Non Bathing" (Nicht baden) oder auch "Cleansing Reduction" (Reinigungsreduktion) ist in Hollywood eine Art Hype: Stars wie Kristen Bell, Brad Pitt und Jake Gyllenhaal haben sich schon dazu bekannt. Jennifer Aniston, Julia Roberts und Charlize Theron sagten in Interviews, sie duschten nur einmal die Woche, um Wasser zu sparen.
Mila Kunis meinte in einem Spotify-Podcast: "Ich wasche meinen Körper nicht jeden Tag." Sie reinige nur Achseln, Brüste, Füße und Intimbereich. Duschen sei überbewertet. Ihr Partner Ashton Kutcher pflichtete ihr bei. Er nehme ein Stück Seife für Achseln und Schritt.
Natürlich wird auch dieser Beauty-Trend kontrovers diskutiert. Filmstar Dwayne Johnson (oft "The Rock" genannt) gab zu, gerne öfter am Tag zu duschen – morgens nach dem Aufstehen kalt, nach dem Sport warm. Sein Gesicht reinige er mit einem Peeling.
Pflege oder Schaden für die Haut?
Gut 15 Milliarden Euro werden in Deutschland jedes Jahr für Körperpflegeprodukte ausgegeben, wie der Münchner Verlag Kunstmann schreibt, der den Bestseller "Clean: The New Science of Skin" von dem US-amerikanischen Arzt und Autor James Hamblin in Deutschland herausgebracht hat.
Zwar sind sich viele Experten einig, dass die Seifenindustrie die öffentliche Gesundheit stark verbessert habe, allerdings sei der Hygienedrang bei einigen Menschen zu stark ausgeprägt. So ist es vor allem wichtig, die Hände gut zu waschen, mit denen man sich oft an die Nase fasst oder die Augen reibt – und zwar auch außerhalb einer Pandemie. Darüber hinaus gibt es aber nur wenig Stellen am Körper, die wirklich regelmäßig mit Seife gereinigt werden müssen.
Laut Dr. Uta Schlossberger, Dermatologin aus Köln, reicht es aus, die Hände, die Achseln, die Füße, die vordere sowie die hintere sogenannte Schweißrinne am Oberkörper – beziehungsweise die Mitte der Brust und des Rückens – regelmäßig mit Seife zu reinigen. Sie empfiehlt hierfür eine pH-neutrale Seife.
Stinkt man bei "Non Bathing"?
Laut Experten nimmt man seinen Eigengeruch anfangs etwas stärker wahr, dies liegt jedoch häufig an der durch die zahlreichen und scharfen Pflegeprodukte geschädigten Hautflora. Viele versuchten, durch aggressivere Mittel dem entgegenzuwirken. Das verschlimmere jedoch nur das Problem. Besser sei es, den Kreislauf zu durchbrechen, so Hamblin. Und zwar durch "Non Bathing". "Nach einer Weile ohne Eingriffe entsteht ein neues Gleichgewicht auf der Haut und in den Haaren." Dann seien der natürliche Schutz auf der Haut wiederhergestellt und der teilweise als unangenehm empfundene Geruch verflogen.
Wer sollte "Non Bathing" ausprobieren?
Besonders Menschen, die zu sehr trockener Haut neigen oder unter Neurodermitis leiden, kann selteneres Duschen oder teilweise sogar "Non Bathing" zugutekommen, sagen Experten. Denn mit dem täglichen Schrubben entferne man jene Öle von der Haut, die die Drüsen produzieren, um die Haut zu schützen. Dadurch werde die Haut trockener, und man nehme womöglich Feuchtigkeitscremes, um eine künstliche Version der Fette zu schaffen. Den Zwischenschritt könne man sich eigentlich sparen, bestätigen Schlossberger und Hamblin.
Wie oft sollte man duschen?
Die meisten Dermatologen empfehlen alle zwei bis drei Tage zu duschen. Dabei reiche es aus, sich lediglich mit lauwarmem Wasser abzubrausen und überwiegend auf Seife zu verzichten – mit Ausnahme jedoch der genannten fünf Bereiche: Hände, Achseln, Füße und die hintere und vordere Schweißrinne am Oberkörper.
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Für die Tage, an denen auf das Duschen oder Baden verzichtet wird, reicht es aus, bestimmte Körperteile mit einem feuchten Waschlappen zu reinigen. Und zwar: das Gesicht, die Achselhöhlen sowie den Intimbereich. Wer Sport treibt oder stark schwitzt, kann sich hingegen bei Bedarf kurz unter lauwarmem – nicht zu heißem – Wasser abbrausen. Dann allerdings am besten ohne Seife.